Kirchanschöring
Erstes Netzwerktreffen der in Integrierten Ländlichen Entwicklungen beteiligten Kommunen in Oberbayern
(28. März 2017) Kirchanschöring - Das Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern veranstaltete am 28. März 2017 zusammen mit der ILE Waginger See – Rupertiwinkel das erste oberbayerische ILE-Netzwerktreffen. Rund 80 Akteure, größtenteils Bürgermeister aus den acht oberbayerischen Integrierten Ländlichen Entwicklungen (ILE) und Angehörige des Amtes kamen im Rupertiwinkel zum Erfahrungsaustausch zusammen. Die Veranstaltung bot auch genügend Raum für das Schwerpunktthema Gewässerschutz in der Ländlichen Entwicklung.
Behördenleiter Peter Selz will mit seinen Mitarbeitern künftig noch mehr Präsenz in den oberbayerischen ILEs zeigen: „Das Treffen bietet Gelegenheit Netzwerke zu vertiefen, Erfahrungen auszutauschen, Impulse zu geben oder einfach die anderen ILEs kennen zu lernen.“
Bürgermeister Hans-Jörg Birner informierte über die Aktivitäten seiner Gemeinde Kirchanschöring im Umfeld des Waginger Sees. In ihrem Impulsvortrag hob Monika Hirl, Abteilungsleiterin am Amt, die wichtigsten Herausforderungen in jeder Integrierten Ländlichen Entwicklung hervor: demographischer Wandel, Innenentwicklung und erneuerbare Energien. Der Schlüssel zum Erfolg ist in allen Bereichen eine aktive Bürgerbeteiligung. Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurden die einzelnen Integrierten Ländlichen Entwicklungen vorgestellt:
ILE Waginger See – Rupertiwinkel
Die sieben Kommunen der jüngsten oberbayerischen ILE arbeiteten bereits in interkommunalen Initiativen wie dem Seenbündnis und der MORO Zukunftsregion zusammen. Diese Themen sind nach einem interkommunalen Ziel- und Strategieabgleich in einer regionalen Projektstruktur mit den vier Säulen LEADER, ILE, Ökomodellregion und Regionalwerk „Chiemgau-Rupertiwinkel“ zusammengeführt worden. ILE-Schwerpunkte in diesem gemeinsamen Konzept sind derzeit Innenentwicklung, Kernwegenetz, Biotopvernetzung und nachhaltige Beschaffung.
Auerbergland e.V.
Die älteste oberbayerische ILE besteht bereits seit 25 Jahren und kann daher auf viele erfolgreiche Projekte und nachhaltige Maßnahmen zurückblicken. Die Schwerpunkte der interkommunal abgestimmten Planungsziele wandelten sich im Laufe der Zeit deutlich. Für die 14 oberbayerischen und schwäbischen Gemeinden ist das Handlungsfeld Infrastruktur und Innentwicklung mit Neuem Wohnen im Dorf das Topthema neben Bürgerkultur, Energie, Lebensqualität und Wirtschaft.
LimesGemeinden
Die sechs Kommunen der Naturpark- und Welterberegion verfolgen die Handlungsfelder Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung, Versorgung und Infrastruktur, Dorf- und Ortsteilentwicklung sowie Landschaft und Landnutzung.
Das Konzept des regionalen Netzwerkes wird in mehreren Ortsentwicklungen und Dorferneuerungen mit Innenentwicklungsschwerpunkten umgesetzt. Als besonderer Aspekt der regionalen Kultur soll das UNESCO-Weltkulturerbe Limes wieder sichtbar und erlebbar werden.
Kulturraum Ampertal e.V.
Die Besonderheit der inzwischen 12 Kommunen zählenden ILE im Spannungsfeld der Großstadt München und des Flughafens ist die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit der Bürgermeister in mehreren Handlungsfeldern. Konsens ist, dass die Qualität des Ampertales als Lebensraum und Naherholungsgebiet nur mit einem großräumig angelegten Ansatz zur Verkehrsentlastung der Region bewahrt werden kann. Ziel ist die Rückverlagerung des staubedingten Ausweichverkehrs auf die A9. Flankiert wird dieser Ansatz von einem Mobilitätskonzept. Das Umsetzen des neuen Energienutzungsplanes startet momentan.
Zwischen Lech und Wertach
In den acht Gemeinden in vier Landkreisen und zwei Regierungsbezirken sollte ein Energiekonzept die Energiewende mit Bürgerwindkraftanlagen stärken. Mit der Mindestabstandsregelung der Windräder zur nächstgelegenen Ortschaft, der sogenannten 10H-Regelung, kann dies gegenwärtig nicht weiterverfolgt werden.
An der koordinierten wirtschaftlichen Entwicklung und Abstimmung der verkehrlichen Infrastruktur wird in mehreren Dorferneuerungen und Flurneuordnungen sowie mit einem Kernwegenetzkonzept gearbeitet.
ILE im Achental
Ausgehend vom Ökomodell Schlechinger Tal hat sich die ILE mit neun Gemeinden 1999 gegründet. Das Energiekonzept zur Nutzung der lokalen Ressourcen Holz und Wasser und das Ausgleichsflächenkonzept berücksichtigen die kleinstrukturierte Landwirtschaft und Knappheit landwirtschaftlicher Flächen im Talraum der Achen. Das Leitbild Tourismus Achental, der Ausbau der Elektromobilität sowie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Tiroler Nachbarn stärken das Angebot für die Urlauber.
Erdinger Holzlandgemeinden
Im kleinräumigen und hügeligen Holzland haben sich die vier Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Steinkirchen zur ILE zusammengeschlossen. Die Projekte Zusammenlegen der Bauhöfe, Museumsstadel Thal und die Nachbarschaftshilfe Holzland sind bereits umgesetzt. Dorferneuerungen mit Bodenordnung und Hof- und Weilererschließungen laufen. Vertieft werden soll dabei das Thema Junges Wohnen zum Verbessern der Wohnperspektiven junger Erwachsener und das Netzwerk 60+.
Altöttinger Holzlandgemeinden
Landwirtschaft, Innenentwicklung und Infrastruktur sind die Handlungsfelder der jungen ILE aus vier Kommunen im stark landwirtschaftlich geprägten Altöttinger Holzland. Derzeit werden diese Themen in Arbeitskreisen vertieft. Die Innenentwicklungspotentiale sind ermittelt. Zusammen mit sozialen Themen wie einer interkommunalen Pflegeeinrichtung soll die Innenentwicklung in den Dörfern vorangetrieben werden. Die Agrarstruktur soll mit Bodenordnung und bedarfsgerechten Wirtschaftswegen verbessert werden.
Nach dem Mittagessen hatten die Teilnehmer auf einem mit Informationstafeln bestückten „Marktplatz“ die Möglichkeit, sich fachlich auszutauschen, Informationen zu sammeln und die einzelnen Integrierten Ländlichen Entwicklungen zu diskutieren.
Danach berichtete der Waginger Bürgermeister Herbert Häusl ausführlich zum Schwerpunktthema 2017 des Landwirtschaftsministeriums: Gewässerschutz. Die Realisierung in der Ländlichen Entwicklung erläuterte er am Beispiel der ILE Waginger See – Rupertiwinkel.
Nach der anschließenden von Guido Romor moderierten Forumsdiskussion mit sieben Vertretern aus den ILEs können folgende Erkenntnisse zusammengefasst werden:
- ILE ist mehr als die Summe von Einzelinteressen
- Kooperierende Kommunen brauchen gemeinsame Interessen
- Konzepte müssen für die Umsetzung der Projekte sauber ausgearbeitet sein
- ILE ist Chefsache - Bürgermeister und Gemeinderat müssen dahinter stehen
- ILE braucht Strukturen, um schlagkräftig zu sein
- Förderung und Umsetzungsbegleitung kann nur Initialzündung sein, keine Dauerlösung
- Bürgerbeteiligung muss gut vorbereitet sein: Konkrete Personen ansprechen und die Mitwirkung der Bürger nicht überbelasten
- ILE-Konzept muss flexibel bleiben; Aktualität und Inhalte nachsteuern, prüfen, hinterfragen oder komplett neu prüfen
- Jeder Prozess hat Höhen und Tiefen; ILE darf Pausen machen und wieder neue Themen finden
- ILE muss sich Schwerpunkte setzen, um konkrete Projekte umzusetzen
- Das ILE-Netzwerk kann unterstützen, Kontakte pflegen oder neue Ideen liefern