Zukunftsforum Oberbayern
Nachhaltig planen und bauen
(22. November 2023, München) Qualitätssicherung und Nachhaltigkeit beim Bauen – darum ging es beim Zukunftsforum des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberbayern. Vertreter oberbayerischer Kommunen und des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberbayern diskutierten die zentrale Frage „Welche Qualitätskriterien brauchen wir jetzt, um gemeinsam das Klimaziel im Planen und (Um-)Bauen zu erreichen?“ In einem zweitägigen Workshop erarbeitete der Zukunftsrat erste Strategien, wie sich die Theorie in die Praxis umsetzen lässt. Die Ergebnisse stellte das Gremium vergangenen Mittwoch vor.
Ob Integrierte Ländliche Entwicklung, Dorferneuerung, Gemeindeentwicklung, Unternehmensverfahren oder Ländlicher Straßen- und Wegebau, bei den Aufgaben der Ländliche Entwicklung arbeitet die Verwaltung der Ländlichen Entwicklung stets nach den erfolgreichen Grundprinzipien Bürgermitwirkung, Projektträgerschaft in örtlicher Verantwortung und Bodenmanagement. Darüber hinaus gilt es in Zukunft diese Verfahren im Sinne der Nachhaltigkeit und Qualitätssicherung unter Einbezug aller Beteiligten umzusetzen. Wie dabei die angestrebten Klimaziele erreicht werden können, erarbeitet derzeit ein dafür eigens gegründeter Zukunftsrat in sieben sogenannten Zukunftsforen von Oktober 2023 bis März 2024. Der Rat setzt sich zusammen aus jeweils sieben Vertreterinnen und Vertretern aus Kommunen und allen Ämtern für Ländliche Entwicklung in Bayern. Das Gremium basiert auf dem Format eines Bürgerrats und findet in allen sieben Regierungsbezirken statt.
Gedankenaustausch über nachhaltiges Bauen
„Beim Treffen in Oberbayern am vergangenen Mittwoch ging es um den Austausch von Gedanken, Ideen und Meinungen rund um das Thema nachhaltiges Bauen“, erklärt Isabel Hofmann vom Sachgebiet Land- und Dorfentwicklung des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberbayern. Vor allem aber um die Frage, wie die Klimaziele mit praxistauglichen Ergebnissen erreicht und Qualitätsstandards eingehalten werden können. „Die Beteiligung am Zukunftsrat ist für uns ein wesentlicher Baustein, um städtebauliche, architektonische und freiraumgestalterische Qualitäten stärker in der Praxis zu verankern“, so die Projektleiterin.
Bei der Veranstaltung präsentierte und diskutierte der Zukunftsrat Oberbayern nun erste Ergebnisse eines zweitägigen Workshops in München. Neben der Entwicklung eines Referenzrahmens wurden wichtige Ziele festgelegt, wie etwa die Schaffung eines zukunftsfähigen Qualitätsverständnisses beim Planen und (Um-)Bauen für alle Beteiligten, gemeinsames Erreichen der Klimaziele, Unterstützung für dieses Thema in den Verwaltungen sowie die Schaffung einer hohen Kundenorientierung. So werden anhand von Themenfeldern wie z.B. Aufklärung, Kompetenzen, Prozessqualität, Nachhaltigkeit und Förderung in den weiteren Zukunftsforen Qualitätsstandards für nachhaltiges Bauen erarbeitet. Dabei sei grundsätzlich wichtig, dass man durch Aufklärung für das Thema Nachhaltigkeit beim Bauen mehr Akzeptanz findet, sagte Luise Linsner vom ALE Oberbayern. Dafür müsse man das Bewusstsein schärfen und das Interesse in der Gesellschaft wecken. Dies könne u.a. durch Kommunikation in alle Richtungen z.B. unter Nutzung Sozialer Medien und durch Bürgerbeteiligung erreicht werden, aber auch über Bildung in allen Lebensphasen wie Schule, Ausbildung oder Studium.
„Klimakümmerer“ auf allen Ebenen
Zudem sei es auch wichtig, Kompetenzen für klimaschonende Maßnahmen zu entwickeln. Dabei sei die Gesellschaft auf allen Ebenen gefordert, so Zukunftsrätin Susanne Huber. „Klimakümmerer“ brauche es schon in Kindergärten, Schulen, in den Unternehmen; aber auch in Behörden und Kommunen sei die Auswahl qualifizierter Planerinnen und Planer erforderlich, die für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen verantwortlich sind. Neben der Entwicklung von Kompetenzen sollten beim nachhaltigen Bauen auch Aspekte wie z.B. ein respektvoller Umgang mit dem kulturellen Erbe, Regionalität, Individualität und der angemessene Einsatz von Ressourcen mitgedacht werden, sagte Zukunftsrätin Agnes Dinkel. Als Beispiele nannte sie u.a. den Einsatz von recycelten Baustoffen, regionaltypischen Bauweisen, Sanierung und Nutzung bestehender Bauten statt Neubauten, kurze Wege, exakte Bedarfsplanung. Es gelte Altes und Neues zu verbinden. Dabei sollten Maßnahmen in einem angemessenen Tempo umgesetzt werden, ohne Beteiligte zu überfordern. Ansonsten würde dies zu Lasten der Akzeptanz solcher Projekte gehen.
Qualitätssicherung im Fokus
Nachhaltiges Bauen erfordere außerdem qualitätvolle Prozesse, sagte der stellvertretende Amtsleiter Rolf Meindl. Dies könne man z.B. durch Bewusstseinsbildung im Hinblick auf Mehrwert durch Klimaschutz, Definition von Mindeststandards, Evaluierungen von Projekten und Prozessen, den Einsatz qualifizierter Planer und umfassende Informationen erreichen. Zukunftsrätin und Bauamtsleiterin Doris Schneider fügte hinzu, dass nachhaltiges Bauen auch Mut erfordere. In einem Planspiel sollte man experimentieren, anpassen und Fehler machen dürfen. Man müsse ein Risiko wagen können, was auch als Lernprozess zu verstehen sei. Im Ergebnis entstehe etwas Neues, veränderte Prozesse durch Erweiterung und Anpassung der Kriterien. Dieses Fachwissen könne weitergegeben werden.
Der Zukunftsrat sprach auch die Förderung für klimaschonende Maßnahmen an. „Möglich wäre eine Grundförderung nach einem pauschalen Satz“, erklärte Zukunftsrat und Bürgermeister Roland Schermer. Besonders schlüssige und sämtliche Kriterien erfüllende Projekte könnten zusätzlich fallbezogen höher gefördert werden.
Einig waren sich im Zukunftsrat alle Beteiligten, dass angesichts der bedeutenden klimatischen Veränderungen mit seinen bereits spürbaren Folgen ein sofortiges Handeln erforderlich sei. Nachhaltiges Bauen erfordere zudem qualitätvolle, bedarfsorientierte Verfahren im Hinblick auf die Umsetzung der Klimaziele, lautete das vorläufige Resümee des Gremiums. Eine abschließende Bewertung der Ergebnisse des Zukunftsrates wird am 25. April 2024 in einem bayernweiten Termin vorgestellt.