Foto: Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern
(15. Mai 2024) Ampertal – Die Begriffe Schwammdorf oder Schwammregion begegnen uns in Zeiten des Klimawandels mit zunehmenden Extremwetterlagen immer häufiger. Viele Dörfer und Kommunen in Oberbayern haben damit zu kämpfen, einige haben sich bereits mit verschiedenen Maßnahmen dafür gerüstet. Eine Region, die das Prinzip des Wasserrückhalts durch eine „Schwammlandschaft“ bereits erfolgreich umsetzt, ist das Ampertal. Der naturnahe Umbau des Kühnhauser Weihers im Ort Kranzberg und eine Flurneuordnung im Kirchdorfer Ortsteil Hirschbach tragen erheblich zum Wasserrückhalt in der Fläche bei. In der Planung fand neben dem Schwammdorf-Prinzip ebenfalls das Prinzip der sogenannten „Multicodierung“ fand Anwendung: eine Fläche erfüllt viele verschiedene Funktionen, in diesem Fall den Wasserrückhalt, die Kühlung des Umfelds, einen Ort der Erholung und einen Beitrag zur Biodiversität
Der Kühnhauser Weiher verlandete seit den 1980er Jahren und schrumpfte auf ein Drittel seiner ehemaligen Größe. Wie in vielen Dörfern wurde das zentral gelegene Gewässer jahrzehntelang als Ablagefläche zweckentfremdet und versteckte sich zudem unter dichtem Gehölzbewuchs. Der Engpass in der Ortsmitte am Einlauf des Thalhauser Grabens war zudem ein neuralgischer Punkt bei Hochwasser. Eine Bestandsanalyse ergab folgendes Bild: Es gab wenig Wasserrückhalt innerorts, gleichzeitig aber starken Oberflächenabfluss durch viele versiegelte Flächen. Der zum Teil alte Gehölzbestand und die schlecht nutzbaren innerörtlichen Frei- und Straßenräume trugen ihren Teil bei.
Für Bürgermeister Hermann Hammerl war klar: Da muss angepackt werden. Neben der Verbesserung der Hochwasserproblematik sollte außerdem die Ortsmitte bzw. das Umfeld um den Kühnhauser Weiher für die Bürgerinnen und Bürger attraktiver werden, man wollte etwas für die nächsten Generationen machen. Das Prinzip der sogenannten „Multicodierung“ fand Anwendung: eine Fläche erfüllt viele verschiedene Funktionen, in diesem Fall den Wasserrückhalt, die Kühlung des Umfelds, einen Ort der Erholung und einen Beitrag zur Biodiversität.
Bis es soweit war, hieß es aber erstmal anpacken: Die Ufer wurden vom dichten Bewuchs frei geräumt, der Blick nach Süden über den Thalhauser Graben in die ansehnliche Landschaft des Tertiärhügellands hinaus wurde geöffnet. Die der Straßenrandbebauung zugewandten Ufer wurden mit Wasserbausteinen in aufwendiger Baggerarbeit befestigt, ein gepflasterter Gehsteig und ein kleiner Platz mit Zugang zum Wasser werten den Bereich auf.
Die Aushubarbeiten schufen ein zusätzliches Einstau-Volumen von 1000m³ - bei Extremwetterereignissen kann der Wasserspiegel noch um zusätzliche 45cm ansteigen. Damit wird das Oberflächenwasser im Weiher und Stoffe in den vorgelagerten Absetzbecken zurückgehalten. Eine strukturreiche Uferbepflanzung wird vielen Tier- und Pflanzenarten ein neues Zuhause geben und eine Verbindung zu den nahegelegenen Hecken und Bäumen in der Landschaft herstellen. Eine Verschränkung von Dorf und Landschaft ist der Kern des Konzeptes.
Am 27. Oktober 2021 wurde der neugestaltete Kühnhauser Weiher eingeweiht. Das Projekt konnte im Rahmen der Dorferneuerung Kühnhausen und der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) Ampertal verwirklicht werden.
Weitere Informationen und ein Video zur Maßnahme sind unter folgendem Link abrufbar:
Neben dem Kühnhauser Weiher gab es im Gebiet des Ampertals eine weitere Maßnahme, die erheblich zum Rückhalt des Wassers in der Landschaft beiträgt. Durch die Zusammenlegung von vorher stark zersplittertem Grundbesitz zu großen Feldstücken bis zu 14 ha Fläche im Ort Hirschbach konnte eine effizientere Bewirtschaftung für die Landwirte erreicht werden.
Zum Wasserrückhalt in der Fläche und zum Hochwasserschutz von Hirschbach tragen drei Becken sowie weitere kleine Rückhaltungen mit insgesamt rund 13.000m3 bei. Der Wasserrückhalt wird insbesondere durch die zum Teil geänderten Bewirtschaftungsformen z.B. quer zum Hang oder durch Mulchsaat oder Kalkung gewährleistet. In einer Aktion Mehr Grün, die durch die Ländliche Entwicklung gefördert wird, konnten außerdem zahlreiche Bäume und Sträucher, d.h. Strukturlandschaftselemente, gepflanzt werden.
Diese verlangsamen ebenfalls den Wasserfluss. Die Maßnahme bestand seit der Fertigstellung bereits mehrfach die Starkregenprobe.
Guido Romor, Sachgebietsleiter am Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern, sieht das Ampertal als Blaupause für viele andere Regionen: „Das Ampertal ist für die Herausforderungen, die durch den Klimawandel auf die Kommunen zukommen, gut gewappnet. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Schwammwirkung einer Region durch das Zusammenspiel vieler kleinerer Projekte und Maßnahmen zustande kommt. Das ist der Schlüssel zum Erfolg.“
Weitere Infos zum Thema Schwammdorf gibt es hier: