Pressemitteilung
Politik zu Gast am Pelhamer See

Mehrere Personen stehen hinter Infotafeln um den Pelhamer See.Zoombild vorhanden

Dr. Christoph Ranner

(14. August 2024) Bad Endorf/Eggstätt/Höslwang – Die Bürokratie in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft, schwindende Artenvielfalt und hohe Investitionskosten im Bereich Wassserrückhalt waren die Themen bei einem Besuch von Johannes Becher, MdL, am Pelhamer See. Im Rahmen seiner jährlichen Sommerwanderung machte er Anfang August im Landkreis Rosenheim Halt, um sich über das laufende boden:ständig Projekt zu informieren, aber auch um die Themen und Probleme der Menschen vor Ort zu hören.

Bad Endorfs Bürgermeister Alois Loferer, der stellvertretende Bürgermeister von Höslwang Josef Kink, Projektleiter Thomas Kronast und einige Landwirte aus der Region, die beim boden:ständig-Projekt aktiv sind, kamen zusammen, um dem Abgeordneten das Projekt vorzustellen. Zu Beginn des Termins gab es eine kurze Einführung in das Gebiet der Eggstätt-Hemhofer Seenplatte und das Einzugsgebiet des Pelhamer Sees. Hier wurden auch die Ziele des boden:ständig-Verfahrens für den Pelhamer See erläutert. Der Schwerpunkt des Projektes liegt auf der Reduktion von Nährstoffeinträgen, um die Gewässerqualität zu verbessern. Durch verschieden Maßnahmen konnte der „mäßige“ Zustand mittlerweile in einen „guten“ umgewandelt werden. Jetzt geht es darum, diesen Zustand zu erhalten.

Ingenieurökologische Maßnahmen am Doblbach
Weiter führte die Wanderung durch die idyllische Eggstätt-Hemhofer Seenplatte, vorbei am Kesselsee, Kautsee und Schlosssee, bis zum Wanderparkplatz bei Stephanskirchen. Anschließend machte die Gruppe Halt am Doblbach, an welchem auf einer Länge von 500m eine sogenannte ingenieurökologische Maßnahme umgesetzt wurde. Konkret wurde ein Absetzbecken errichtet, die Ablaufmulde breiter, die Uferböschungen flacher und die Grabensohle rauher gestaltet. Vertiefungen im Bachbett, die dauerhaft mit Wasser befüllt sind, erhöhen die Strukturvielfalt. Zu den landwirtschaftlichen Flächen hin wurden Pufferstreifen geschaffen. Diese Maßnahmen dienen dazu, den Wasserabfluss während Starkregenereignissen zu verlangsamen und Nährstoffe zurückzuhalten.

Weiter ging es entlang des Brandbachs in Richtung Pelham, wo die Versuchsfläche des Demobetriebs von Josef Linner besucht wurde. Hier gab es interessante Erläuterungen zu den Anbauversuchen zur Minimalbodenbearbeitung, die zur Verbesserung der Bodenstruktur und Gewässerqualität beitragen. Durch die bodenkonservierende Bewirtschaftung können Erosionen weitgehend vermindert werden.
Ein weiterer Höhepunkt der Wanderung war der Besuch der Brandfilze. Hier wurde die Idee der Anhebung des Gewässerstands im Moorbereich vorgestellt. Ideengeber ist der Wasser- und Bodenverband Brandfilze.

Die Wandergruppe setzte ihren Weg nach Gachensolden fort, wo die Bachaufweitungen im Zuge des ökologischen Gewässerunterhalts durch die örtlichen Landwirte und die Gemeinde Höslwang erörtert wurden.

Schließlich führte der Weg von Gachensolden über Unterhöslwang durch das „Hohlwegerl“, das im Rahmen der Dorferneuerung Höslwang wiederhergestellt wurde, zum Gasthof Gehrlein, wo der erlebnisreiche Tag seinen Ausklang fand.
Drohnenbild vom Pelhamer SeeZoombild vorhanden

AELF Rosenheim

Netzwerkarbeit und Bürgerbeteiligung
Zentral für den Fortschritt des Projektes ist die enge Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Kommunen Eggstätt, Höslwang und Bad Endorf sowie der aktive Austausch mit Stakeholdern vor Ort, darunter Landwirte und Bürger. Rupert Hilger, ortsansässiger Landwirt und Umsetzungsbegleiter für das Projekt, berichtete Becher über die dynamische Netzwerkarbeit, die inzwischen rund 100 Mitwirkende umfasst.

Die Ländliche Entwicklung Oberbayern spielt hierbei eine wichtige Rolle, indem sie nicht nur fachlichen Input liefert, sondern auch Fördermittel bereitstellt und sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Ziel ist es, die unterschiedlichen Akteure zusammenzubringen, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten und den Schutz des Pelhamer Sees nachhaltig zu gestalten.
Wichtige Themen für die Zukunft
Der Besuch von Johannes Becher am Pelhamer See hob nicht nur die Erfolge des Projekts „boden:ständig“ hervor, sondern machte auch die Herausforderungen deutlich, mit denen die lokal ansässigen kleinbäuerlichen Familienbetriebe konfrontiert sind. Die wachsende Bürokratie und der steigende Dokumentationsaufwand belasten die Betriebe zunehmend, sodass viele Aufgaben, wie etwa die Erstellung von Düngebilanzen, oft an externe Dienstleister vergeben werden müssen. Dies führt nicht nur zu zusätzlichen Kosten, sondern erschwert auch eine wirtschaftliche Betriebsführung. Die hohen Investitionen, die für moderne Ausbringungstechnik zur bodennahen Gülleausbringung erforderlich sind, machen es vielen Landwirten schwer, ihre Betriebe nachhaltig zu führen.

Darüber hinaus wurde bei den Gesprächen die abnehmende Artenvielfalt in der Seenplatte thematisiert, insbesondere der Rückgang von Vogelarten wie Blesshühnern und Haubentauchern sowie des Wasserröhrichts. Am Pelhamer See ist der Rückgang des Lebensraums beider Vogelarten so weit fortgeschritten, dass beide im 5. Jahr in Folge dort nicht mehr brüten. Ursache für die Zerstörung des Wasserröhrichts ist der Verbiss durch Graugänse, deren Population in den letzten Jahren weiter stark angewachsen ist.

Auch die Notwendigkeit, den Wasserrückhalt in den Flächen zu verbessern, wurde angesprochen, wobei viele der vorgeschlagenen Maßnahmen, wie die vom Sturzflutmanagement, mit hohen Investitionen verbunden sind und für die Kommunen kaum im Haushalt darstellbar sind.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt die Gemeinschaft optimistisch und entschlossen. Der Austausch im Biergarten hat gezeigt, dass ein starkes Netzwerk aus Landwirten, Kommunalvertretern und Fachleuten besteht, das die Weichen für eine nachhaltige Zukunft am Pelhamer See stellen will. Die Teilnehmer sind sich einig, dass es essenziell ist, auch in Zukunft kreative Lösungen zu entwickeln und den Dialog fortzusetzen, um sowohl den Schutz der Natur als auch die wirtschaftliche Existenzgrundlage der Familienbetriebe in der Region zu sichern.