Pressemitteilung
Einweihung des neugestalteten Kirchenumfeldes – Vilgertshofen glänzt mit Kunst

Platz vor einer Kirche mit Christus-SkulpturZoombild vorhanden

Christian Kraus

(19. August 2024) Vilgertshofen – Am 17. August feierten die Bürgerinnen und Bürger von Vilgertshofen im südlichen Landkreis Landsberg am Lech ein besonderes Fest – den Abschluss der Dorferneuerung. Mit der Ortsumgestaltung erstrahlt auch der Platz vor der kunsthistorisch bedeutsamen Wallfahrtskirche im neuen Glanz. Ein besonderer Blickfang ist die Skulptur der Augsburger Künstlerin Sara Opic.

In der heißen Mittagssonne nach Mariä Himmelfahrt herrscht vor der prächtigen, geschmückten Wallfahrtskirche „Zur schmerzhaften Mutter Gottes“ in Vilgertshofen reges Treiben. Schon am frühen Morgen versammelt sich eine Schar von Gläubigen, die sich zur „Stummen Prozession“ auf den Weg gemacht hat. Am Rande der Wallfahrt entfaltet sich ein buntes Jahrmarktstreiben. Düfte von Blumen, Weihrauch, Brezen und Bratwürsten liegen in der Luft. Fahnen flattern im Sommerwind, Wallfahrer ausgestattet mit Rosenkränzen, Heiligenbildern und Marienfiguren sind in fromme Gespräche vertieft. Blasmusik und das Geläut der Glocken schwingen in der warmen Luft. Händler bieten lautstark ihre Waren feil und durstige Kehlen löschen ihren Durst im Bierzelt am Gasthaus. Damals wie heute wird das idyllische Vilgertshofen einmal im Jahr zum strahlenden Mittelpunkt des Lechrains, wenn Tausende das Patronatsfest der marianischen Bruderschaft feiern. Seit seiner Gründung im Jahre 1708 hat dieses Fest mit Prozession nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Es hat Kriege und Säkularisation überstanden und zieht immer noch gläubige Besucher aus allen Teilen des Landes an. Es ist ein lebendiges Zeugnis des kulturellen Erbes der Region und die letzte volkstümliche Barockprozession in Bayern.

Doch Kirche und Umgebung des Gotteshauses waren in die Jahre gekommen. Nach Auffassung der Bürgerinnen und Bürger und der Gemeinde war an es der Zeit, die gute Stube des Dorfes für die Bürgerschaft, die Pilgerinnen und Pilger wieder attraktiver zu machen. Zuerst wurde die Kirche aufwändig renoviert, dann der Platz davor im Zuge der Dorferneuerung neugestaltet. „Mit Unterstützung des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) Oberbayern entstand vor dem Kircheneingang ein gepflasterter, symmetrischer Platz mit Sitzgelegenheiten“, erklärt Projektleiter Johannes Mühlbauer vom ALE die Maßnahmen. Durch die Verlagerung der Ulrichstraße nach Süden war erstmals ein durchgehender Gehweg möglich. Hinzu kamen 38 Parkplätze am Nordrand der Grünfläche. Diese wurde wiederum als Obstanger umgestaltet, mit Nutzungsinseln und einer Blumenwiese. Die baufällige Stützmauer an der Kirche wurde durch eine Natursteinmauer ersetzt und nach Westen verlängert. Damit sei der Ortskern nicht nur ansprechender und sicherer gestaltet, sondern dem Ansturm der vielen Besucherinnen und Besucher sowie Pilgerinnen und Pilger auch besser gewachsen.

Die Neugestaltung der Ortsmitte war die letzte Baumaßnahme der Dorferneuerung Vilgertshofen. In den weiteren Ortsteilen von Vilgertshofen wurden bereits in den vergangenen Jahren Baumaßnahmen der Dorferneuerung fertiggestellt. Die Ausführungskosten für das Kirchenumfeld wurden mit rund 1,3 Millionen Euro veranschlagt. Davon übernimmt die Gemeinde 35 Prozent, die Teilnehmergemeinschaft 65 Prozent der Kosten. Das ALE förderte die Dorferneuerung Vilgertshofen mit seinen Ortsteilen Stadl, Mundraching, Pflugdorf und Issing bisher mit insgesamt rund zwei Millionen Euro.

Am vergangenen Samstag feierten die Vilgertshofener nun die Einweihung dieser Erneuerungen. Zum Abschluss des Verfahrens lobte der Erste Bürgermeister von Vilgertshofen Dr. Albert Thurner die vorbildliche Bürgerbeteiligung. Johannes Mühlbauer dankte dem Gemeinderat und dem Vorstand der Teilnehmergemeinschaft, der den Umgestaltungsprozess verantwortungsvoll begleitet hat.

Statue zieht Blicke auf sich

Mehrere Personen vor einer KircheZoombild vorhanden

ALE Oberbayern

Als Zeichen der Wertschätzung und Bedeutung der Wallfahrtskirche „Zur schmerzhaften Mutter Gottes“ für die Region entschied sich die Gemeinde für die Aufstellung eines Kunstwerks mit religiösem Bezug. Die Gemeinde lud deshalb mehrere Bildhauer ein, einen Entwurf für eine Skulptur zu gestalten. Diese sollte gegenständlich und der würdigen Umgebung angemessen sein. Zudem sollte sie einen kirchlichen Kontext haben, jedoch keine Mariendarstellung umfassen. Die Skulptur sollte als ästhetisches Element die Achse zur Kirche und den symmetrischen Bezug zum Haupteingang betonen. Eine Jury unter der Leitung des Künstlers und Universitätsdozenten Urs Freund wählte einen Gewinnerentwurf aus. Bei der Auswahl des Kunstwerks überzeugte die Augsburger Künstlerin Sara Opic mit ihrer Bronzefigur „Jesus Salvator“.

Über den Entstehungsprozess

Künstlerin steht neben einer Christus-SkulpturZoombild vorhanden

Johannes Mühlbauer

Bei der Entstehung der Skulptur hat sich Sara Opic von der Wirkung des Platzes vor der Wallfahrtskirche inspirieren lassen. Einem Ort, wo sich Menschen versammeln, die Buße tun, ein religiöses Gebot oder Gelübde erfüllen wollen, verbunden mit Erwartungen und Hoffnungen. In der Hoffnung auf Erlösung von allen Sünden und allem Bösem. Die Künstlerin entschied sich deshalb für die Darstellung eines Jesus Christus „Salvator mundi“, dem Retter der Welt. Entstanden ist ein 1,85 Meter großer Heiland, der entgegen üblichen Darstellungen nicht unnahbar auf einem Sockel thront. Der Erlöser begegnet einem vielmehr auf Augenhöhe. Er sieht nicht herab, sondern der Pilgerschaft entgegen, empfängt sie quasi.

Statt eines leidgeplagten, ausgemergelten Jesus, als Symbol für erlittene Qualen und des Sieges über den Tod, erwartet die Betrachter ein anderes Bild. Die 45-jährige Künstlerin hat sich bewusst für eine schreitende, dynamische Figur entschieden, die damit auch etwas Positives und Vorwärtsgewandtes ausdrückt. Der Erlöser als stattlicher, kraftvoller Mann, der die Pilgernden abholt. Ein eher ungewohntes Bild des Heilsbringers, der Raum für Interpretationen lässt und vielleicht sogar Fragen aufwirft, wie so häufig bei unkonventionellen Kunstwerken mit religiösem Bezug. Die Antworten überlässt Sara Opic den Betrachtern.

Spiritualität und Herzblut

Pfarrer segnet den neugestalteten Platz Zoombild vorhanden

Johannes Mühlbauer

Wer sich die Skulpturen der Künstlerin ansieht, spürt die Spiritualität ihrer Arbeit und wie viel Herzblut sie investiert hat. Ihre Interpretationen sind modern und oftmals neu in der Darstellung.

Der Ausdruck eines Kunstwerks oder was es vermittelt, hänge stark auch von den verwendeten Materialen ab, sagt Sara Opic. Sie setzt klassische Materialen wie Holz und Stein ein. Viele ihrer Werke entstehen aber auch aus einem Gemisch aus Lehm und Stroh, dass sie über eine eigens geschweißte Stahlkonstruktion modelliert. Nach einem aufwendigen Abgussprozess mit Wachs folgt der finale Guss in Bronze, wie bei der Vilgertshofener Christus-Figur.

Zum Leidwesen der Künstlerin musste ihr Werk wegen der Corona-Pandemie über zwei Jahre in einem Lagerraum verbringen, bevor er zur Einweihung der neuen Ortsmitte am 17. August aufgestellt werden konnte. Der Schaffensprozess und auch die Verzögerung der Aufstellung seien für sie nicht einfach gewesen, räumt Sara Opic ein. Aber jetzt sei sie umso glücklicher, dass die Skulptur ihren Platz eingenommen hat. Ein befreundeter Künstler und Mentor aus Italien habe ihr einmal gesagt, wer einen Christus schaffe, müsse auch seinen Kreuzweg gehen. Wie recht er damit hat, schmunzelt die Bildhauerin.