(München, 21.04.2021) Die Stärkung der Artenvielfalt, das Schützen und Pflegen von Biotopen und die damit einhergehende Resilienz sind ein Schwerpunkt der Arbeit des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberbayern (ALE). Ohne ausreichende Biodiversität hat die Natur keine Chance, langfristig und nachhaltig auf Umweltveränderungen zu reagieren und die Lebensgrundlage für Pflanzen, Tiere und damit auch für Menschen zu liefern. Die entsprechenden Kooperations- und staatlichen Fördermöglichkeiten bei der Planung, der Gestaltung und Pflege der Biotope werden vom Amt bei regelmäßigen Netzwerktreffen mit Integrierten Ländlichen Entwicklungen (ILE), Vereinen und Verbänden erläutert.
Am 14. April 2021 fand das erste Netzwerktreffen der oberbayerischen Landschaftspflegeverbände (LPV) statt. Es stand unter dem Motto „Mehr Biodiversität – mehr Resilienz“. Ziele des Treffens waren das gegenseitige Kennenlernen, der fachliche Austausch zu Arbeitsschwerpunkten und Best Practice Beispielen der LPV sowie die Vorstellung der diversen Förderrichtlinien der Ländlichen Entwicklung. Amtsleiter Josef Holzmann begrüßte die Vertreterinnen und Vertreter der LPV. Guido Romor, Sachgebietsleiter Landespflege am Amt, moderierte die Veranstaltung.
Der Evolutionsbiologe, Zoologe und Ökologe Professor Dr. Josef Helmut Reichholf erläuterte in seinem Vortrag „Mehr Biodiversität – Mehr Resilienz“ den massiven Artenschwund bei Insekten, Schmetterlingen und Vögeln und seine möglichen Ursachen. Seines Erachtens führt Nährstoffüberschuss durch Düngung beispielsweise zu einer Verdichtung der Vegetation und damit zu einer Veränderung des Mikroklimas in Bodennähe. Das wiederum wirkt sich auf Lebenszyklen von Insekten und Schmetterlingen aus. Ein weiterer Grund können Schwankungen im Jahresklima sein, die heute deutlich höher sind als vor 200 Jahren. Tiere und Pflanzen müssen hier adäquat reagieren. Mit der Faustregel „Nicht mehr als die Hälfte der Fläche entfernen und Inseln übriglassen“ gab er konkrete Pflege-Hinweise an die LPV.
Mit den zur Verfügung stehenden Fördermöglichkeiten kann die Ländliche Entwicklung in ihren Zielgebieten ILE, Gemeindeentwicklung, Dorferneuerung und auch bei besonders qualitätvollen Projekten in der Fläche Maßnahmen für Natur und Landschaft durchführen.
Multicodierung ist die Kunst, mehr aus einer Fläche zu machen. Dies schafft neue landschaftliche Qualitäten. Blau – Grün - Kühl steht dabei für Wasserkreisläufe, vielfältige Grünelemente und Klimaregelungsfunktionen. Resilienz bedeutet Krisenfestigkeit durch das „Stärken regionaler Wertschöpfungsräume“, das „Verbessern der Umweltqualität und Ökosystemleistungen“ und das „Stärken der Rückhaltefähigkeit der Landschaften“, so Guido Romor in seinem Resümee zur Veranstaltung. Eine qualitätvolle, konzeptionelle Planung wie im Beispiel des aktuell laufenden Resilienz-Projektes Auerbergland, ist die Voraussetzung für sinnvolle Maßnahmen am richtigen Ort im richtigen Kontext. Das Projekt wurde im letzten Jahr von Gemeinden der ILE Auerbergland initiiert und befindet sich derzeit in der Startphase. Dabei soll u.a. anhand der Auswertung bestehender Fachkonzepte zu den Bereichen Landschaft, Wasser, Tourismus, regionale Identität und Biodiversität eine langfristige resiliente Gesamtstrategie für die Region entwickelt werden. Aus dieser sollen wiederum konkrete Maßnahmen, z.B. zum dezentralen Wasserrückhalt, auf der Ebene der Kommunen abgeleitet werden können.
In Impuls-Vorträgen aus den Sachgebieten Landespflege und Landwirtschaft wurden planerische Modelle und konkrete Umsetzungsideen vorgestellt. Diverse Instrumente der Ländlichen Entwicklung wie z.B. die Dorferneuerung und Flurneuordnung waren ebenso Thema wie die Multicodierung, die einen Lebensraum gleichzeitig und in unterschiedlicher Weise nutzt. Planungs- und Förderinstrumente der Ländlichen Entwicklung wie beispielsweise FlurNatur, Regionalbudget und boden:ständig wurden ausführlich besprochen.
Landschaftspflegeverbände sind in den verschiedensten Bereichen tätig. Sie unterstützen und beraten u.a. Eigentümer und Pächter zu Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen. Sie koordinieren die Landschaftspflege in ihren Landkreisen anhand von Fachplanungen wie Arten- und Biotopschutz, Heckenpflege, Mahd von Feuchtwiesen und Trockenrasen sowohl innerhalb als auch außerhalb von Schutzgebieten. Die enge Zusammenarbeit mit den örtlichen landwirtschaftlichen Betrieben in punkto Pflege stärkt zudem die regionale Wirtschaft. Konzepterstellung und das Beantragen von Förderanträgen gehören zum professionellen LPV-Alltag. Natur-Führungen und -Erlebnispfade der LPV sensibilisieren Besucher für Artenvielfalt und Besonderheiten der Natur vor Ort.
Beim Netzwerktreffen stellten die LPV ihre Arbeitsschwerpunkte und ihr Expertenwissen anhand von erfolgreich durchgeführten Praxisbeispielen vor. Damit wurde noch mehr deutlich, wo bei Sonderfragen kompetente Unterstützung zu finden ist.
Im Sommer 2021 ist noch ein weiteres Netzwerktreffen mit den oberbayerischen Gartenfachberatern geplant.