(27.10.2021) Kühnhausen - Kreative Ingenieursleistung und die Unterstützung durch die Ländliche Entwicklung machten es möglich – aus einem verlandeten Weiher wird ein attraktiver Naherholungsort im Herzen von Kühnhausen, einem Ortsteil der Gemeinde Kranzberg. Am 27. Oktober 2021 wurde der neugestaltete Kühnhauser Weiher eingeweiht. Das Projekt konnte im Rahmen der Dorferneuerung Kühnhausen II und der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) Ampertal verwirklicht werden. Referatsleiterin Birgit Böhm vom Landwirtschaftsministerium würdigte diese herausragende Dorferneuerungsmaßnahme und pflanzte eine Dorflinde als Symbol für einen Ort der Begegnung und Gemeinschaft.
Der Kühnhauser Weiher verlandete seit den 1980er Jahren und schrumpfte auf ein Drittel seiner ehemaligen Größe. Wie in vielen Dörfern wurde das zentral gelegene Gewässer jahrzehntelang als Ablagefläche zweckentfremdet und versteckte sich zudem unter dichtem Gehölzbewuchs. Kranzbergs 1. Bürgermeister Hermann Hammerl blickte bei seiner Eröffnungsrede auf die ersten Vorgespräche zurück. Attraktiver sollte das Umfeld für die Kühnhauser Bürgerinnen und Bürger werden, man wollte etwas für die nächsten Generationen machen. Zudem zählte der Engpass in der Ortsmitte am Einlauf des Thalhauser Grabens als neuralgischer Punkt bei Hochwasser. Besucht man die Ortsmitte jetzt, wird schnell klar - diese Wünsche konnten durch die Baumaßnahme erfüllt werden: Die Ufer wurden vom dichten Bewuchs frei geräumt, der Blick nach Süden über den Thalhauser Graben in die ansehnliche Landschaft des Tertiärhügellands hinaus ist geöffnet. Die der Straßenrandbebauung zugewandten Ufer wurden mit Wasserbausteinen in aufwendiger Baggerarbeit befestigt, ein gepflasterter Gehsteig und ein kleiner Platz mit Zugang zum Wasser werten den Bereich auf.
Die Aushubarbeiten schufen ein zusätzliches Einstauvolumen von 900 m³ - bei Extremwetterereignissen kann der Wasserspiegel noch um zusätzliche 45 cm ansteigen. Damit wird das Oberflächenwasser im Weiher und Stoffe in den vorgelagerten Absetzbecken zurückgehalten. Eine strukturreiche Uferbepflanzung wird vielen Tier- und Pflanzenarten ein neues Zuhause geben und eine Verbindung zu den nahegelegenen Hecken und Bäumen in der Landschaft herstellen.
Christina Schubert vom beauftragten Planungsbüro betonte die Leitidee, die dem Entwurf zu Grunde liegt - eine Verschränkung von Dorf und Landschaft ist der Kern des Konzeptes. Diese Verzahnung sei klar am Konzept ablesbar. So lägen an der Nordseite zur Siedlung hin die befestigten Bereiche und baulichen Wasserzugänge und an der Südseite die Natur mit der modellierten Liegewiese. „Wir können sagen, Kühnhausen hat seine Ortsmitte bekommen“, es sei ein einladender Bereich im Zentrum des Orts geworden, so Schubert. Auch auf Google Maps sei der Weiher mittlerweile als Kategorie Park verzeichnet und im Satellitenbild klar erkennbar.
Die Bauphase verlangte den Planern und übrigen Beteiligten Einiges ab und erwies sich als äußerst anspruchsvoll. Was die Räumarbeiten im Bauverlauf zu Tage förderten war teilweise hochbelastetes Material. Trotzdem konnten die Bauarbeiten fristgerecht abgeschlossen werden, so Matthias Schelle, Bauleitung der beauftragten Baufirma.
Ohne die einfache Dorferneuerung Kühnhausen II, ein Erfolgsinstrument der Ländlichen Entwicklung, wäre dies alles nicht möglich gewesen, so Hermann Hammerl. Der Bürgermeister ist auch stolz auf das Engagement der Kühnhauser Bürger: Hätte es deren intensive Bürgermitwirkung, die Zustimmung im Gemeinderat und die großzügige finanzielle Unterstützung über die einfache Dorferneuerung nicht gegeben, „wäre dieser attraktive Ort zum Verweilen nicht entstanden, sondern es wäre weiter ein mit Unrat befülltes Biotop mitten in Kühnhausen geblieben.“ Gute Ideen und gemeinsame Bemühungen können Außerordentliches erreichen, zeigt sich Hammerl überzeugt. Die Baukosten lagen bei rund 1,4 Mio. Euro. Durch die Lage in der Gebietskulisse der ILE Ampertal konnten die hohen Zuschüsse des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberbayerns nochmals um einen ILE-Bonus von 10 % aufgestockt werden.
Am Ufer des Weihers können sich die Kühnhauser Bürgerinnen und Bürger in Zukunft nicht nur über einen Holzschaukelsessel und einen Badesteg, sondern auch über eine stattliche, frisch gepflanzte Winterlinde freuen. Sie hat zum Jubiläum „40 Jahre Dorferneuerung“ hier ihren Ehrenplatz bekommen. In ihrer Festansprache zog Birgit Böhm vom Landwirtschafts-ministerium Bilanz: „Die Dorferneuerung ist seit vier Jahrzehnten ein bewährtes Erfolgsmodell der Ländlichen Entwicklung. Dörfer verändern sich – was aber bleiben soll ist die Lebensqualität und die Attraktivität der bayerischen Dörfer. Mittlerweile haben mehr als 1.300 und damit zwei Drittel aller bayerischen Gemeinden von der Dorferneuerung profitiert“. Mit dem Dorfentwicklungsprogramm hat der Bayerische Landtag schon 1981 den Grundstein für die Förderung der ländlichen Regionen gesetzt. Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurde das Themenspektrum der Dorferneuerung allerdings erheblich erweitert: Die Dorfökologie und der Wasserrückhalt, die Belebung der Ortskerne und das Flächensparen, die Nahversorgung und insbesondere die Stärkung der Dorfgemeinschaft sind Beispiele für solche zusätzlichen Schwerpunkte. Ein Dreiklang von wesentlichen Grundprinzipien der Dorferneuerung blieb über die 40 Jahre erhalten: Die aktive Bürgermitwirkung, die Flexibilität und die Verlässlichkeit der Verwaltung. Die Ämter für Ländliche Entwicklung begleiten die Projekte von den ersten Ideen bis zur Realisierung einschließlich der finanziellen Unterstützung.
Nach dem kirchlichen Segen, den Pfarrer Hermann Schlicker spendete, spazierten die Gäste zur gegenüberliegenden Seite des Weihers. Dort pflanzte Birgit Böhm zusammen mit Bürgermeister Hermann Hammerl, Abteilungsleiterin Monika Hirl vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern und dem Landtagsabgeordneten Johannes Becher die Kühnhauser Dorflinde.