(19. Mai 2022) München. Am 14. Mai 2022 fand bei Kaiserwetter der Thementag „Bienen, Biodiversität und die Bedeutung von Streuobst“ auf den Hohenberger Streuobstwiesen der Familie Bourdeaux statt. Das Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern organisierte den Tag gemeinsam mit Norbert Heumann, dem verantwortlichen Projektleiter der Hohenberger Streuobstwiesen. Etwa 80 große und kleine Gäste waren gekommen und genossen die wunderbare Landschaft inmitten einer Schafherde und den zum Teil noch blühenden Obstbäumen.
Beim Rundgang durch einen Wissensparcours zu den Themen „Klimawandel, Streuobstwiese – Hotspot der Artenvielfalt, Pflanzung und Pflege einer Streuobstwiese, Schafe, Bienen und dem Förderprogramm FlurNatur“ konnten sich die interessierten Besucherinnen und Besucher viel Wissenswertes anlesen. Mit den neu erworbenen Kenntnissen konnten sie dann am Glücksrad punkten und einen kleinen Gewinn mit nach Hause nehmen.
Die örtlichen Fachleute - Schäferin Helga Lindner, Pomologe Dietmar Valentin und Imker Hubert Mayr – beantworteten alle Fragen und erzählten aus ihrem reichen Erfahrungsschatz sehr gern Erstaunliches und Überraschendes. MitarbeiterInnen des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberbayern stellten Fördermöglichkeiten rund um das Thema Streuobstwiese vor, hier insbesondere das Förderprogramm FlurNatur.
Streuobstwiesen sind ganz besondere Lebensräume für Tiere und Pflanzen, denn auf ihnen sind die beiden Biotope „Obstbaum“ und „extensiv bewirtschaftete artenreiche Wiese“ vereint. In den verschiedenen Stockwerken von Baum und Wiese finden viele Tierarten Unterschlupf. Je nach Höhe verändern sich die Lebensbedingungen wie z.B. Sonneneinstrahlung, Wind, Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Daraus bilden sich die ökologischen Nischen, an die bestimmte Tierarten wiederum angepasst sind. Alle Effekte zusammen sorgen für eine sehr große Artenvielfalt. Bis zu 5000 Tier- und Pflanzenarten leben zu unterschiedlichen Jahreszeiten auf der Streuobstwiese u.a. Mauswiesel, Igel, Fledermäuse, Steinkauz, Zauneidechse, Käfer und Wildbienen.
Blühende Streuobstwiesen sind für Honigbienen eine ideale Quelle für Nektar, Pollen und Honigtau. Auch für ihre wilde Verwandtschaft, die immer seltener werdenden Wildbienen, sind Streuobstwiesen eine wichtige Nahrungsgrundlage. Mit vielen Nist- und Überwinterungsmöglichkeiten bieten sie wertvolle Lebensräume, gerade auch für die Bestäuber. Bienen erzeugen nicht nur köstlichen Honig, die Bestäubung hat eine enorme Bedeutung für das ganze Ökosystem und damit aber auch für die Landwirtschaft und die gesamte Gesellschaft. Die Bestäubungsleistung ist von essenzieller Bedeutung für die Erzeugung von Nahrungsmitteln, denn der Großteil unserer Wild- und Nutzpflanzen sind auf die Bestäubung von Insekten angewiesen, um Samen und Früchte zu bilden.
Eine weitere Nutzungsmöglichkeit von Streuobstwiesen ist die Schafbeweidung. Dabei entstehen mit abgestimmten Weidekonzepten artenreiche Wiesen. Mit entsprechenden Schutzgittern werden die Baumstämme vor Verbiss geschützt.
In Hohenberg kamen am 14. Mai auch die Sinne nicht zu kurz: Am Lehrbienenstand von Hubert Mayr schaute man direkt ins arbeitsame Bienenvolk hinein und fühlte unmittelbar die unterschiedlichen Temperaturen eines Bienenstandes. Frischer Honig direkt aus der Wabe und wertvoller Gelee Royal, mit dem die Bienenkönigin gefüttert wird, standen dort zum Probieren bereit. Mayrs Bienen bestäuben die Obstblüten auf den Hohenberger Streuobstwiesen. Helga Lindner und Jakob Monn zeigten an ihrer Schafstation die vielfältigen Schafprodukte, u.a. frisch geschorene Schafwolle, Schafseife und Felle. Ihre Schafe weiden unter den Hohenberger Obstbäumen. Dietmar Valentin gab fachkundigen Rat zur Anlage, Pflege von Streuobstwiesen und zu den vielen Obstsorten. Dazu gab es bei Interesse eine Privatführung auf dem Gelände. Bei selbstgemachtem Kuchen und erfrischendem Saftschorle ließ es sich gut fachsimpeln. Die Mitglieder des Vereins für Gartenbau und Landespflege e.V. Eberfing um Claudia Dittmann brachten die Leckereien mit und spendeten den Erlös im Anschluss an die Weilheimer Tafel. Ein rundum gelungener Tag!