(16. Dezember 2022) – Westerham, Vagen, Benediktbeuern und Huglfing - Wie gelungene Projekte der Dorferneuerung aussehen, davon konnten sich die Referendarinnen und Referendare am Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern bei einer Exkursion ins Oberland überzeugen.
Von München aus ging es mit dem Bus in den Landkreis Rosenheim nach Westerham. Dort machten sich die Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmer auf zum Kinderhaus Westerham, das bereits durch die nachhaltige Holzfassade begeisterte. Das Gebäude dient nicht nur als Kinder- und Bürgerhaus, sondern ist auch erste Anlaufstelle für die sozialen Belange der Menschen vor Ort. Neben dem neu errichteten Dorfzentrum waren auch die Neugestaltung des Kreuzungsbereiches am „Westerhamer Stachus“, der Schwimmbadstraße, des Trachtenvereinshaus und des Freizeitgeländes wichtige Schritte im Prozess zur gelungenen Dorferneuerung.
„Der Weg zum neuen Dorfzentrum fand unter sehr intensiver Einbindung der Vorstandschaft statt“, so der damalige Projektleiter Peter Oster vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern. „Aus der Dorferneuerung heraus entstanden ein Dorfentwicklungsverein und ein Ortsbeirat. Beide beschäftigen sich auch heute noch sehr intensiv mit der Zukunft von Westerham.“
Die nächste Station war das Boschnhaus in Vagen. Der örtliche Obst- und Gartenbauverein hat, mit Förderung der Gemeinde sowie Zuschüssen aus Dorferneuerungs- und LEADER-Mitteln, als Projektträger und Bauherr die Maßnahme verwirklicht. Das Gebäude stärkt mit unterschiedlichsten Nutzungen die Dorfgemeinschaft und das Dorfleben. Im Erdgeschoss entstand ein Werkraum mit Lehrküche zum gemeinschaftlichen Kochen und Backen. Im Obergeschoss finden regelmäßig Ausstellungen oder kleinere Konzerte statt. „Es ist einfach eine Bereicherung für Vagen“, sagt Hans Eham, ein engagierter Vagener Bürger. Besonders stolz ist er auf die eigene Obstpresse, die in einem Nebenraum ihre Heimat fand. Das Gebäude wurde 2021 mit dem Staatspreis für Dorferneuerung und Baukultur ausgezeichnet.
Nach einer Mittagspause im Klosterbräustüberl in Benediktbeuern standen verschiedene Stationen im Klosterdorf auf dem Plan: der sogenannte Maierhof zeichnete sich durch die grüne Fassadenbemalung mit „Baira Grün“ und die kreuzförmige Wegeführung im Innenhof aus.
„Die Grundlage für die Farbpigmente, der Grünstandstein, wurde am nahegelegen Geotop Hochbichl abgebaut. Das Benediktbeurer Grün ist eine lokale Besonderheit,“ erklärte Guido Romor, Sachgebietsleiter der Landespflege am Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern.
Weiter ging es zum Benediktusweg. Der Besinnungsweg mit verschiedenen Stations-Tafeln, die durch eine Förderung des Amtes für Ländliche Entwicklung realisiert werden konnten, findet bis heute großen Anklang bei Spaziergängern und Besuchern der Klosteranlage.
Auf dem Weg nach Huglfing ging Susanne Huber vom Sachgebiet Landespflege auf ein Projekt in Eglfing im Rahmen der Initiative von FlurNatur ein, bei dem rund 200 Flureichen auf landwirtschaftlichem Grund gepflanzt wurden.
Zum Abschluss des Tages wartete ein besonderes Highlight auf die Teilnehmer der Exkursion: Ein Rundgang in Huglfing im Landkreis Weilheim-Schongau. Die ortsbildprägenden Tuffhäuser, die neue Dorfmitte mit dem Hungerbach und die Kita Huglhupf verschaffen dem Ort 2022 die Auszeichnung GOLD im Bezirksentscheid „Unser Dorf hat Zukunft.“ Erster Bürgermeister Markus Huber war sichtlich stolz darauf, was durch die Dorferneuerung erreicht wurde. „Was unser Dorf ausmacht, ist die Toleranz untereinander. Das Dorf lebt. Durch den Wettbewerb wissen wir, was gut ist im Dorf - und können es auch in Zukunft erhalten.“
Neben vielen verschiedenen Einblicke und Informationen an den einzelnen Stationen, bekamen die Exkursionsteilnehmer ein Gespür dafür, was sie als zukünftige Projektleiter vor Ort schaffen und bewirken können, um den Ländlichen Raum auch weiterhin lebenswert zu erhalten.
Das Bayerische Dorferneuerungsprogramm gibt es nun seit mehr als 40 Jahren. Im Mai 1981 wurde es vom bayerischen Landtag beschlossen. Es ist der Grundstein für die Förderung des ländlichen Raumes und seiner Dörfer und Gemeinden. Es wurde schnell zu einem Schwerpunkt der Arbeit in der Ländlichen Entwicklung mit den zentralen Zielen: Lebensqualität verbessern und Dorfgemeinschaften stärken. Die Dorferneuerung findet nach wie vor enormen Zuspruch. Aktuell werden in Bayern 1.420 Dorferneuerungen bearbeitet. 970 Gemeinden mit 2.200 Ortsteilen und rund 830.000 Einwohnern profitieren davon.
Das Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern ist für die Durchführung der Dorferneuerungen und Gemeindeentwicklungen zuständig. Es leistet planerische, finanzielle und organisatorische Hilfe. Mitarbeiter unseres Amtes leiten und betreuen die Projekte. Sie stehen im Dialog mit den Bürgern sowie mit den Gemeinden und den involvierten fachlich befassten anderen Behörden und Institutionen. Insgesamt bearbeiten wir in Oberbayern derzeit über 130 Projekte, die in 50 Fällen in Kombination mit einer Flurneuordnung durchgeführt werden.