(11. Dezember 2023, Thalhausen) Unternehmen, die ihre Dienstleistungen ausbauen und regionale Lösungen anbieten, sind nicht nur im Trend, sondern auch wirtschaftlich besser aufgestellt. In der Landwirtschaft wird das schon seit vielen Jahren praktiziert. Ob Hofläden, Cafés, Restaurants, Gemüse- und Obstversand oder spezielle Tierzucht – die Möglichkeiten sich in der Landwirtschaft zu erweitern sind vielfältig. Auch die jungen Landwirte Maria und Johann Kirchfeld setzen in ihrem Thalhausener Betrieb nicht nur auf Ackerbau.
Unterschiedlicher könnten die Biografien von Maria und Johann Kirchfeld kaum sein. Maria ist auf dem elterlichen Hof in Thalhausen im Landkreis Freising aufgewachsen, Johann als Stadtkind in Aachen. Der Wunsch Landwirt zu werden führte ihn nach Bayern. „Ich wollte auf jeden Fall Theorie und Praxis verbinden. Die Hochschule Freising bot ein duales Studium der Landwirtschaft an, was ideal für mich war, so der 25-Jährige.“ Eigentlich wollte er nach dem Bachelor noch den Master dranhängen und irgendwo in Deutschland eine Stelle als Landwirt antreten. Doch es kam anders. In Bayern lernt er seine Ehefrau Maria (23) kennen. Die beiden verbindet nicht nur persönliches Glück, sie teilen auch die Idee einer ökologischen Landwirtschaft. Aus der Idee ist inzwischen Realität geworden.
Die Grundlage dafür bot der Hof von Marias Eltern Georg und Beatrix Neumair, wo die beiden angehenden Landwirte auch viel praktische Erfahrungen sammeln konnten. „Schon damals war Maria und mir bewusst, dass wir Landwirtschaft nicht im konventionellen Sinne betreiben möchten“, so Johann Kirchfeld. „Der Betrieb dieser Größenordnung war nicht wirtschaftlich genug, zudem sahen wir nur im Ökolandbau eine Zukunft. Als wir meine Schwiegereltern in der Landwirtschaft unterstützten, gingen uns viele Ideen durch den Kopf, wie man diesen Betrieb nachhaltig und zukunftsfähig gestalten könnte“, erzählt der junge Landwirt.
Unterstützung für einen ökologischen Landbau fanden sie von Anfang an bei Marias Vater, der seinen Betrieb immer schon extensiv bewirtschaftet habe. Sein Schwiegervater konnte den kleinen Betrieb allerdings nur im Nebenerwerb halten. „Im Laufe der Zeit wurde auch klar, dass wir den Hof irgendwann überschrieben bekommen“, so Johann Kirchfeld. „Dadurch wurden unsere Vorstellungen und Planungen immer konkreter. Im Jahr 2021 konnten wir den Hof pachten und seitdem im Vollerwerb führen.“
Um die Rinderzucht und weitere Betriebszweige ausbauen zu können, wollen die Kirchfelds Flächen dazu pachten. Der Pachtmarkt sei derzeit aber sehr angespannt. Weil die Rindfleischvermarktung ein wichtiges Standbein des Hofes ist, entschieden sie sich für die Zucht von französischen Charolais Rindern. Sie erweisen sich nicht nur als robuster und ausgeglichener als die Blonde d’Aquitaine, sie haben auch bei der Futterverwertung und Grünlandhaltung bessere Eigenschaften, so die Erfahrung von Johann Kirchfeld. Inzwischen besteht die Zucht aus 55 Rindern davon 17 Mutterkühe. Die schlachtreifen Tiere werden bei einem vertrauenswürdigen Biometzger in der Nähe unter strengen Bio-Richtlinien geschlachtet.
Mit dem Anbau von Biogemüse haben Maria und Johann 2022 begonnen. „Eine Sparte, die anfangs schleppend, mittlerweile aber richtig gut läuft“, freut sich Johann Kirchfeld. Das sei anfangs nicht ganz einfach gewesen, weil auf dem Hof nie zuvor Gemüse angebaut wurde. „Wir mussten im ersten Jahr erst einmal austesten, was auf unseren Böden wächst.“ Inzwischen haben die Kirchfelds neben Privatkunden auch einige gewerbliche Kunden der Gastronomie und Kantinenwirtschaft in München gewonnen. Sie machen inzwischen den größten Teil der Abnahme aus, so Johann Kirchfeld. Um möglichst wenig zu verschwenden, werde nur angebaut und geerntet, was von der Kundschaft bestellt wird.
Mittelpunkt der Kommunikation auf dem Biohof Königsfeld ist der neue Hofladen, der im März 2023 eröffnet wurde. Nach anfänglichen Vermarktungsproblemen und bescheidenem Angebot habe man auch diese Herausforderungen überwinden können. „Inzwischen haben wir eine große Auswahl aus 100 Prozent regionalen und ökologischen Produkten wie etwa Gemüse, Rindfleisch, Hähnchenfleisch und Eier“, sagt Johann Kirchfeld. „Hier laufen die Bestellungen auf, die in Mehrwegkisten auf Wunsch auch nach Hause geliefert werden.“
Auch wenn zeitweise die Nachfrage nach regionalen Produkten gesunken ist, sei das Interesse besonders im November und Dezember wieder stark angestiegen. Johann Kirchfeld führt diese Schwankung auch auf die momentan unsichere Zeit durch Krieg und Energiekrise zurück.
Abgesehen von der Qualität und den kurzen Transportwegen komme es bei der Vermarktung von regionalen Produkten vor allem auch auf den Preis an. Die Vermarktung sollte keine so hohe Marge haben, wie der Einzelhandel, meint Johann Kirchfeld. Wir können nur konkurrenzfähig sein, wenn wir auf einem ähnlichen Niveau wie der Bioeinzelhandel sind. Unsere Produktionskosten und der Unternehmensgewinn sollten am Ende aber in einem angemessenen Verhältnis stehen. Manche Produkte, vor allem regionale in kleinen Mengen produzierte Waren, können bei Importen aus dem nicht EU-Ausland allerdings preislich nicht mithalten. Auch wenn sich Verbraucherinnen und Verbraucher mehr Produkte aus regionalem, ökologischem Anbau wünschen, regelt sich das Interesse an solchen Produkten häufig fast nur über den Preis.
Alles in allem blicken wir positiv in die Zukunft, meint Johann Kirchfeld. „Meine Frau und ich sind jung und wir haben die Energie weitere Projekte anzugehen. Deshalb war unser Ziel nach dem Studium zügig unsere landwirtschaftlichen Ideen umzusetzen und nicht allzu lange zu warten. Wir wollen mit 30 Jahren etwas haben, womit wir arbeiten können. Mit Mitte 40 wird das schon schwieriger und mit 55 möchte man vielleicht auch schon an die nächste Generation übergeben. Uns ist wichtig, jetzt erst einmal die bestehende Betriebszweige auszubauen und zu intensivieren.“
Übrigens sieht Johann Kirchfeld seine Herkunft als Städter in der Landwirtschaft nicht etwa als Nachteil. Ganz im Gegenteil, dadurch habe man einen anderen Fokus auf die Bedürfnisse der Konsumenten. Auch insofern ergänzen sich Maria und Johann Kirchfeld optimal.
Urheber der Fotos: LfL