Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern
Feste, Familienfeiern, Theateraufführungen und Treffen der Vereine – der Kirchenwirt im Tachertinger Ortsteil Peterskirchen im Landkreis Traunstein war einst der pulsierende Mittelpunkt des Dorfes. Nach Jahren des Verfalls erwachte das historische Gebäude dank einer umfassenden Sanierung durch die Dorferneuerung zu neuem Leben. Durch diese gelang es der Gemeinde Tacherting ein Stück Geschichte zu bewahren und gleichzeitig einen modernen Treffpunkt für die Zukunft zu schaffen.
Die Feierlichkeiten im Dorfgasthaus Peterskirchen waren stets ein Spektakel: Hochzeiten, Theateraufführungen und Schützenfeste erfüllten den großen Saal mit Leben und Freude. Der Duft von bayerischen Spezialitäten, das Klirren der Maßkrüge und lebhafte Gespräche prägten die Atmosphäre des Gasthauses über viele Jahrzehnte hinweg. Seinen Ursprung hatte dieser gastliche Ort im Jahr 1846, als die Wirtsleute Peter und Katharina Langmaier eine Tafernwirtschaft am Dorfplatz neben der Kirche errichteten. In der Folge war das ortsbildprägende Gebäude über viele Jahrzehnte der soziale und gesellschaftliche Mittelpunkt der Bevölkerung. Unter seinem Dach befanden sich nicht nur die Gaststätte und die Wohnräume der Wirtsleute, sondern bis in die 1980er Jahre auch Gästezimmer und ein Schlachtbetrieb mit Metzgerei. Seit der Übernahme durch die Brauerei Wieser im Jahre 2002 wird das historische Gebäude als Kirchenwirt bezeichnet; gleichzeitig endete die Ära Langmaier als Familienbetrieb.
Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern
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„Bei den umfassenden Sanierungen wurde das Gebäude bautechnisch auf den neuesten Stand gebracht, wobei historische bedeutsame Element erhalten werden konnten“, erklärt Werner Disterer. Der Kirchenwirt erhielt zudem eine Photovoltaikanlage, eine Heizung mit Nahwärme über den Pellets- Heizkessel der benachbarten Schule sowie einen barrierefreien Zugang durch den Einbau eines Aufzugs.
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Im Bürgersaal des Obergeschosses finden bis zu rund 200 Personen Platz. „Die moderne Technik und eine bewegliche Bühne werden intensiv für Theateraufführungen, Bälle, private Feiern und weitere unterschiedliche Veranstaltungen in Anspruch genommen“, sagt Werner Disterer. Während der Theatersaison sorgt eine Tribüne für bessere Sicht. Auch die Trachtler, die Sportvereine und Schützen nutzen den Mehrzweckraum als Übungs- und Proberaum. Im Dachgeschoss sind neben einem Aufenthaltsraum, ein elektronischer Schießstand, ein Sportverein sowie das Pfarrarchiv beheimatet.
Das Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern unterstützte das Projekt mit 100.000 Euro. Zudem förderte die Ländliche Entwicklung auf Europaebene im Rahmen einer ELER-Maßnahme die Sanierung und Umnutzung mit 450.000 Euro. Einen wesentlichen Beitrag leistete die Dorfbevölkerung selbst: Viele Dorfbewohner packten tatkräftig an und leisteten in erheblichem Umfang Arbeitsstunden. Insbesondere bei der Entrümpelung und Entkernung sowie beim Innenausbau, der Innenausstattung und der Möblierung des Trachtenheims und des Schützenstandes arbeiteten die Vereinsmitglieder Hand in Hand. „Dieser Gemeinschaftssinn und die Einsatzbereitschaft waren mitentscheidend für den erfolgreichen Abschluss des Projekts“, sagt Werner Disterer, der zu diesem Zeitpunkt dem Tachertinger Gemeinderat angehörte.
Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern
Auch wenn es nicht die ureigene Aufgabe einer Gemeinde sei, Gasthäuser zu erhalten, so zeige das Beispiel Peterskirchens doch, dass ohne die Unterstützung der Öffentlichen Hand und der Gemeinden solche Schätze verloren gehen, so Werner Disterer. Eine ähnliche Situation habe es auch im Ortsteil Emertsham gegeben. Nachdem der ursprüngliche Eigentümer, eine Brauerei, das Wirtshaus ebenfalls dauerhaft geschlossen hatte, sollte die Gemeinde einspringen. „Einen solchen weiteren Kraftakt nach dem Kirchenwirt konnten wir weder finanziell stemmen noch rechtfertigen“, betont Werner Disterer. Glücklicherweise trat ein privater Investor auf, der sechs Wohnungen in das Gebäude einbauen ließ. Die Gaststätte und der Saal blieben erhalten. „Zumindest konnten wir als Gemeinde die Wirtschaftsräume für Vereine pachten“, erklärte der Bürgermeister. Ein eigens dafür gegründeter Wirtshauserhaltungsverein aller Ortsvereine übernimmt die Organisation. Zuvor herrschte, wie im Peterskirchener Wirtshaus Stillstand, was auch das Vereinsleben erschwerte. „Erst dann wird einem bewusst, wie wichtig solche Orte der Zusammenkunft sind“, beschreibt Werner Disterer die Situation.
Auch wenn nicht immer alle Bürgerinnen und Bürger solchen Investitionen zustimmen, in einem seien sich die meisten einig: ein Stück Ortsgeschichte zu bewahren und einen lebendigen Treffpunkt für die Zukunft zu schaffen, ist wichtig für die Lebensqualität und die Dorfentwicklung.